BAD DOC

Information

Erkrankung

Also, der "Bad Doc" bin ich. Ein promovierter Sozialwissenschaftler, Sozialarbeiter und Sozialpädagoge mit den Schwerpunkten Sucht und Abhängigkeit. Das "Bad" soll meinen gesundheitlichen Zustand bezeichnen. Seit meinem 14. Lebensjahr lebe ich mit Schmerzen welche sich leider jährlich verschlimmern. Ich leide an Arthrose im Endstadium, und habe schon früh künstliche Gelenke in mir. Ich bin sozusagen ein Wrack, aber ein fröhliches - an manchen Tagen. Aufgrund der sehr starken Schmerzen erhalte ich seit Jahrzehnten Schmerzmittel auf Opiatbasis. Ich bin mittlerweile ein Abhängiger, ein Morphinist. Darüberhinaus blicke ich auf eine schwere Kindheit mit Schlägen und Mobbing durch die eigenen Eltern und Mitschüler zurück, welche sich zu bis heute andauernden Angststörungen und Zwangsverhalten chronifizierten. Auch hier helfen mittlerweile nur noch starke Medikamente aus dem Bereich der Psychopharmaka.

Sucht

Mein Alltag besteht aus dem täglichen austarieren und dem Finden einer Balance, welche es mir ermöglicht eben jenen Alltag zu bewältigen. Das bedeutet für mich mit möglichst wenig Schmerzen über den Tag als auch die Nacht zu kommen, und gleichzeitig die Tablettenzahl stabil zu halten, damit die Dosis nicht weiter ansteigt. Das ist sehr schwierig, und in der Bevölkerung noch weitestgehend unbekannt. Daher ist es mir ein großes Anliegen an dieser Stelle authentisch über meine Schmerzen, meine Abhängigkeit und wie ich all das zu bewältigen versuche, zu berichten. Meine Lebenswelt zu dokumentieren stellt für mich eine Motivation dar die Dosis stabil zu halten. Es ging und geht mir nicht um irgendeinen Drogenkick. In meiner Situation möchte man einfach für ein paar Stunden den Tag mit möglichst wenig Schmerzen - und ohne Entzug verbringen.

Mission

Mit diesem Blog möchte ich einerseits eine ehrliche, ungeschönte Darstellung meines Suchtalltages dokumentieren, und andererseits in Selbstreflektion mich und meinen Konsum exakt beobachten und immer wieder erneut die Motivation finden, dass der Konsum stabil bleibt. Mittlerweile bin ich auf einer sehr hohen Dosis eingestellt, und versuche aber immer die Tendenz zur Reduktion im Blick zu behalten, welches sich aber aufgrund der Schmerzen wie auch der Entzugssymptome als sehr schwierig gestaltet. Darüber möchte ich die Besucher dieser Webseite aufklären. Viele Mitmenschen haben keinen Einblick in das Leben eines chronischen Schmerzpatienten, geschweige denn in das Leben eines Morphinisten. Ich versuche dem allem entgegenzuwirken, indem ich die guten wie auch die schlechten Tage auf diesem Blog offen erzähle und dokumentiere.

Medikation

Es gibt die nichtopioiden Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder das bekannte Aspirin. Gerade erstgenannte können bei einer Langzeitanwendung zu Schädigungen der Leber sowie der Nieren führen im Gegensatz zu den Opioiden. Darüberhinaus sind diese Medikamente für meine Schmerzen nicht stark genug. Ich benötige Morphine, Opiate und Opioide. Dabei handelt es sich vereinfacht um das Gleiche. Sie unterscheiden sich durch eine natürliche oder synthetische Herkunft. Der Einfachheit halber verwende ich im Blog mal diese oder mal jene Bezeichnung. Opiate unterscheiden sich durch ihre Potenz. Es gibt schwächere wie Tramadol, Tilidin und Codein. Morphium wurde die Potenz "Eins" zugewiesen, und stellt damit den Gradmesser zwischen den genannten schwächeren Opioiden und den weitaus stärkeren wie Oxycodon, Diamorphin (Heroin), Hydromorphon sowie Fentanyl und noch vielen weiteren Morphinderivaten dar. Meine Medikation liegt im unteren Bereich der stärkeren Opiate. Mit diesen Stoffen bin ich nicht schmerzfrei, aber man kann damit leben. Nur der Entzug macht es nicht leichter.

Entzug

Entzugssymptome treten bei mir leider relativ schnell auf, da schon kleinste Aktivitäten von körperlicher oder geistiger Natur bei mir den Opiatspiegel im Blut schnell absinken lassen. Dies hat mit meiner Verstoffwechselung des Morphins zu tun. Entzugserscheinungen sind höchst unangenehm. Sie beginnen bei mir mit einem "Laufen des Nasenschleims". Darauf folgend kommt es zu sehr starken Schweissausbrüchen in Abwechslung mit Frostattacken. Danach fängt es zügig an mit den Muskelschmerzen. Wenn man dann kein Opioid zuführt eskalieren sich diese Symptome immer weiter. Die Muskelschmerzen treten am ganzen Körper auf und sind so stark, dass jede Bewegung zu einer Tortur werden und höllisch weh tun, zusätzlich zu den sehr starken grippeähnlichen Symptomen. Dazu gesellen sich dann noch die Gelenkschmerzen durch die Arthrose.

Information